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Das Stück

In der Frank’schen Privatbank geht es etwas anders zu als in anderen Kreditinstituten.

Zu ihren Geschäftsmethoden gehören Betrug, Prostitution und Mord. Die Stimmung unter den Mitarbeitern wird von Angst und Misstrauen beherrscht.

Nun soll die Bank liquidiert werden, und der Bankdirektor Gottfried Frank, seine tatkräftige Frau Ottilie und die Mitarbeiter der Bank, die allesamt über die Jahre hinweg sechs- bis siebenstellige Summen auf die Seite geschafft haben, wollen sich absetzen und ein neues Leben beginnen. Doch da gibt es noch Franziska und Herbert, die verheimlichten Kinder von Gottfried und Ottilie Frank. Und die haben mit der Bank ganz andere Pläne…

Friedrich Dürrenmatt schrieb Frank V. als Auftragsarbeit zum zwanzigjährigen Bestehen der „Neuen Schauspiel AG“, dem Träger des Züricher Schauspielhauses. Die Musik komponierte Paul Burkhard.

Das Stück hatte am 19.03.1959 im Schauspielhaus Zürich Premiere - und fiel bei der Kritik durch. Auch in Deutschland hatte das Werk keinen leichten Start. Eigentlich sollte es in Bochum aufgeführt werden, jedoch wurden die Proben nach vier Wochen auf Grund von Differenzen mit dem dortigen Intendanten beendet. Die Münchner Kammerspiele und die Frankfurter Städtischen Bühnen nahmen das Stück zwar zur Aufführung an, doch auch hier blieb harsche Kritik nicht aus. So schrieb etwa Henning Rischbieter im Jahr 1960 in der Theaterzeitschrift Theater heute in einem mit der Überschrift Dürrenmatts dünnstes Stück betitelten Artikel geradezu vernichtend: „Die Kritiker sind sich einig: Dürrenmatt hat ein schwaches, er hat ein schlechtes Stück geschrieben. (…) Dürrenmatt, von seiner eigenen Kraft verlassen, nicht mehr inspiriert, nur noch orientiert, versuchte, zwischen Brecht und Ionesco hindurchsteuernd, beide allzu sehr im Auge, originell zu erscheinen, ohne es zu sein. (…) Fazit: zwei große, groß subventionierte deutsche Theater haben ihre besten Kräfte an eine verlorene Sache gewandt. Warum?“ Offenbar konnte man mit der krassen Überzeichnung des Bankwesens, wie Dürrenmatt sie vornahm, zur damaligen Zeit nicht viel anfangen. Die jetzige Bankenkrise zeigt jedoch, dass Frank der Fünfte auch nach 50 Jahre ungebrochene Aktualität besitzt. In die gleiche Kerbe schlug auch Dürrenmatt selbst: „Es wurde behauptet, Menschen wie ich sie im Frank zeige, gebe es einfach nicht. Der Autor, als Beobachter der Menschen und seiner selbst, ist sich dessen nicht so sicher.“

Der Autor: Friedrich Dürrenmatt (05.01.1921 – 14.12.1990)

Die Kritik zählte Friedrich Dürrenmatt schon zu Lebzeiten zu den Klassikern der Moderne. Oft in einem Atemzug mit seinem Landsmann und Schriftstellerkollegen Max Frisch genannt, stützt sich Dürrenmatts Ruhm weniger auf seine erzählerischen Werke, die meist im Justiz- oder Kriminalmilieu spielen, als auf sein dramatisches Schaffen, das nahezu 30 Stücke umfasst und von zahlreichen theatertheoretischen Schriften begleitet ist. Mit provokanten und bühnenwirksamen Komödien – als seine Vorbilder nannte er u. a. Aristophanes, Nestroy und Pirandello – feierte Dürrenmatt vor allem in den fünfziger und sechziger Jahren Theatertriumphe. Der Sohn eines protestantischen Pfarrers gab seinen Plan, Maler zu werden, schon während des Studiums der Germanistik, Philosophie und Naturwissenschaften (1941-45) zu Gunsten des Schreibens auf, wobei er zunächst mit Auftragsarbeiten sein Geld verdiente. Sein erstes, nie aufgeführtes Stück Komödie, 1943 entstanden, ließ noch Einflüsse des Expressionismus erkennen. Dürrenmatts kritisch-engagiertes Interesse für gesellschafts- und tagespolitische Fragen, das bis ins Alter wach blieb, ist bereits durch Texte belegt, die er in dieser Zeit für das Kabarett schrieb. Dürrenmatts erstes auf der Bühne gezeigtes Stück Es steht geschrieben (Uraufführung 1947, revidierte Fassung unter dem Titel Die Wiedertäufer, 1967), in dem es um die Schreckensherrschaft der Täufersekte im westfälischen Münster Anfang des 16. Jahrhunderts geht, sorgte wegen angeblicher „Unzüchtigkeit“ in Zürich für einen kleinen Theaterskandal. Seine produktivsten und erfolgreichsten Jahre als Dramatiker erlebte Dürrenmatt zwischen 1952 und 1962, als seine Hauptwerke Die Ehe des Herrn Mississippi, Der Besuch der alten Dame und Die Physiker entstanden, die auch außerhalb des deutschsprachigen Raums große Beachtung fanden. Danach wandte sich Dürrenmatt mehr der Theaterpraxis zu. Er war 1967-69 Direktionsmitglied und Regisseur am Basler Stadttheater und 1970-72 Berater des Zürcher Schauspielhauses. In dieser Zeit verfasste er Bearbeitungen klassischer Dramen – von Shakespeare über Lessing und Büchner bis Strindberg -, die er teils selbst inszenierte. Dürrenmatts eigene in den siebziger Jahren entstandene Stücke stießen vielfach auf Ablehnung, worauf der Autor mit heftigen Angriffen auf den Kulturbetrieb reagierte, bis er sich nach dem Misserfolg von Achterloo (Uraufführung 1983, Neufassung 1988) von der Theaterarbeit zurückzog.

Trotz der Verwendung mythologischer und historischer Stoffe weisen Dürrenmatts Dramen deutlichen Zeitbezug auf. In modellhaft zugespitzten, die Wirklichkeit ins Groteske verfremdenden Stücken nimmt der Autor die politische Restauration, die Wirtschaftswundermentalität der Nachkriegszeit und die Gefahren des atomaren Wettrüstens im Zeichen des Kalten Krieges aufs Korn. Er lässt dabei keinen Zweifel daran, dass er diesen katastrophalen Weltzustand für veränderungsbedürftig hält, auch wenn sein Geschichtspessimismus ihn – anders als etwa Brecht oder Frisch – an der Veränderbarkeit der Welt zweifeln lässt. So steht im Mittelpunkt von Dürrenmatts Stücken häufig der „mutige Mensch“ oder „ironische Held“, der sich dem herrschenden Spiel verweigert, damit aber zum Scheitern verurteilt ist. Dabei bedient sich Dürrenmatt konsequent der Mittel der Komödie, denn er hält sie für die einzige dramatische Form, die der Situation der Zeit angemessen ist: Einer Gesellschaft, in der die Machtverhältnisse undurchschaubar sind, das Individuum machtlos und ein allgemeiner Wertekanon nicht mehr gegeben ist, kann man seiner Ansicht nach mit den Mitteln der Tragödie nicht beikommen. In der Komödie kann der Dramatiker – so Dürrenmatt – dagegen den Zufall ganz bewusst so einsetzen, dass die Handlung ihre „schlimmst-mögliche“ Wendung nimmt. Aus diesen frappierenden Volten im Handlungsverlauf, diesen kalkulierten Abweichungen von der Wahrscheinlichkeit beziehen Dürrenmatts Stücke einen Großteil ihrer Wirkung. Hinzu kommen knappe, stilisierte Dialoge, ätzender Sprachwitz, kabarettistische Pointen, satirische Überzeichnungen und karikierende Typisierungen.

Während Dürrenmatts Erfolg auf den Bühnen West- und Osteuropas wie auch in den USA bis in die Gegenwart anhält, schien das Publikum im deutschsprachigen Raum seit Ende der sechziger Jahre die Lust an intellektueller Provokation à la Dürrenmatt ein wenig verloren zu haben, zumal der Bezug der dramatischen Modelle zur veränderten gesellschaftlichen Wirklichkeit nicht mehr so leicht herzustellen war. Seit Mitte der achtziger Jahre ist überraschenderweise eine Gegenbewegung zu verzeichnen. In der Saison 1983/84 waren Die Physiker das meistgespielte Stück an deutschsprachigen Theatern. Die bedeutendsten Werke dieses größten Schweizer Dramatikers haben in den Lehrplänen der Schulen ihren festen Platz gefunden und gehören mittlerweile zum deutschsprachigen Bestand der Weltliteratur.

Quellen
Text: Brigitte  Beier in: Harenberg Schauspielführer (1997), S. 236-237
Bild: Friedrich Dürrenmatt bei der Verleihung des
Ernst-Robert-Curtius-Preises für Essayistik 1989 in Bonn © Elke Wetzig (wikipedia.org)

"Die Staatsbank hilft, zahlt deine Gaunereien"

Die chronologische Entwicklung der Finanzkrise bis Anfang 2009

Juni bis August 2007

Die Probleme am US-Immobilienmarkt fordern ihre ersten prominenten Opfer: Zwei Hedgefonds der New Yorker Investmentbank Bear Stearns brechen zusammen. Auch in Deutschland geraten Banken wegen Fehlspekulationen in die Krise - etwa die Mittelstandsbank IKB.

September bis Oktober 2007

Die britische Bank Northern Rock wird vom Staat gerettet und übernommen. Beim US-Finanzkonzern Citigroup bricht der Gewinn stark ein. Weltweit melden Finanzhäuser von nun an Milliardenabschreibungen und hohe Verluste.

Februar 2008

Massive staatliche Hilfen. Der US-Kongress billigt ein Konjunkturprogramm im Umfang von 150 Milliarden Dollar.

Sommer 2008

Banken müssen weltweit weitere Milliardenabschreibungen hinnehmen. In den USA werden die Hypothekengiganten Fannie Mae und Freddie Mac vom Staat übernommen.

September bis Oktober 2008

Der Schwarze Montag am 15. September: Bei Lehman Brothers in New York gehen überraschend die Lichter aus. Am Tag zuvor noch mit A+ geratet, beantragt die Investmentbank nach geplatzten Verkaufsbemühungen Insolvenz. Der Dow Jones verbucht den höchsten Tagesverlust seit dem 11. September 2001. Am 21. September kündigt US-Finanzminister Henry Paulson ein 700-Milliarden-Dollar-Rettungspaket für Banken an, das am 3. Oktober in einer erweiterten Form verabschiedet wird.

Die Finanzkrise erreicht nun auch in Europa eine neue Dimension. Der deutsche Hypothekenfinanzierer Hypo Real Estate muss von Bundesregierung und Banken mit bis zu 35 Milliarden Euro gerettet werden. Der Oktober wird der Monat der Rettungspläne: Nach den USA und Großbritannien verabschiedet u.a. Deutschland ein 480-Milliarden-Euro-Paket.

November bis Dezember 2008

Die Konjunktur wankt. Mitte November ist es amtlich: Deutschland steckt erstmals seit fünf Jahren in einer Rezession. Weltweit werden die Wachstumsprognosen deutlich nach unten korrigiert. Die Finanzmarktkrise ist längst zur Wirtschaftskrise geworden. Die Notenbanken reagieren mit außergewöhnlich starken Zinsschritten. Banken und große Industrieunternehmen kündigen weltweit Massenentlassungen an. Die Börsenkurse schwanken weiter stark.

Anfang 2009

Verabschiedung weiterer milliardenschwerer Konjunkturprogramme. Die USA bewilligen 789 Milliarden Dollar. Der Deutsche Bundestag bringt am 13. Februar das größte Konjunkturpaket der Nachkriegszeit auf den Weg. Deutschland stemmt sich nun mit rund vier Prozent seiner Wirtschaftskraft gegen die Krise. Der US-Versicherer AIG schockt die Märkte mit einem Jahresverlust von 100 Milliarden Dollar.

Bild oben: The Liberty Guardian
Bild unten: spiegel.de  

Die Rollen und ihre Darsteller

Der Bankdirektor: Robert Göhring · seine Frau Ottilie: Marion Loets · sein Sohn Herbert: Carsten Rinio · seine Tochter Franziska: Charlotte Moll · Der Prokurist Böckmann: Claus Loets · Der Personalchef Richard Egli: Volker Bruns · Die Angestellte Frieda Fürst: Silke Dageförde / Hannah Clausen · Der Schalterbeamte Lukas Häberlin: Carsten Rinio · Der Schalterbeamte Gaston Schmalz: Ulrich Engelfried · Der Schalterbeamte Theo Kappeler: Cornelius von Nerée · Päuli Neukomm: Thorsten Schmidt · Heini Zurmühl: Charlotte Moll · Der Kellner Guillaume: Volker Lindemann · Der Maschinenfabrikant Ernst Schlumpf: Heiner Wegemer · Die Hotelbesitzerin Apollonia Streuli: Claudia Walz · Der Uhrenfabrikant Piaget: Thomas Meyn · Der Staatspräsident Traugott von Friedemann: Claudia Walz · Krankenpfleger: Patrick Meibom · Rechtsanwalt: Sabine Happ-Göhring · Der Kunde Seiden-Meier: Patrick Meibom · Die Kundin Stumpen-Greulich: Sabine Happ-Göhring

Bühnenbild: Frank Schmidt · Kostüme, Requisiten und Maske: Barbara Schlensag · Plakat: Charlotte Moll und Volker Bruns · Programmheft: Carsten Rinio

Regie, Bearbeitung und Ton: Karen-Ann Roschild

Aufführungsrechte beim Verlag Felix Bloch Erben GmbH & Co. KG, Berlin

Bilder  Aufführungen