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Das Stück

Art. 1 Abs. 1 Grundgesetz
Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.

Art. 14 Abs. 2 Grundgesetz

Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohl der Allgemeinheit dienen.

Eine Gesellschaft, die die Würde des Menschen in den Mittelpunkt ihres Wertesystems stellt, hat die Fähigkeit seiner Mitglieder zu fördern und zu schützen, ihr Leben nach Maßgabe seiner Möglichkeiten selbst zu gestalten. Dazu gehört die Schaffung einer Rechtsordnung, die möglichst viele Menschen befähigt, ihre Lebensgrundlage mit eigener Arbeit zu sichern. Diejenigen, denen die Rechtsordnung die Schaffung erheblicher Eigentumswerte ermöglichst, sind verpflichtet, auch auf die Nichteigentümer Rücksicht zu nehmen, die auf die Nutzung der Eigentumsobjekte zu ihrer eigenen Freiheitssicherung und zu verantwortlicher Lebensgestaltung angewiesen sind.

Diese Sozialbindung des Eigentums ist bei der Auslegung und Anwendung des Rechts von allen Richterinnen und Richtern zu beachten.

... teilen - nicht sparen heißt unsere Revue, denn:

Arbeitslosigkeit ist auch unser Thema. Über 4,7 Millionen Menschen (inoffiziell über 6 Millionen) sind in unserem Land ohne Arbeit. Tendenz steigend - eine Besse­rung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Immer mehr Unternehmen „sparen" Arbeits­plätze ein und melden gleichzeitig Rekordgewinne. Der Staat dagegen soll sparen - auch an Beschäftigungsprogrammen, Sozialeinrich­tungen, Kultur...

Die Armen und Arbeitslosen können keine oder nur wenig Steuern zahlen; die Ver­mögenden entziehen sich zunehmend ihrer Steuerpflicht, wobei sie die legalen Schlupflöcher unseres Steuerrechts nutzen. Trotzdem erheben sie weiterhin An­spruch auf die Leistungen des Staates und werden so zunehmend zu Schmarotzern an einem System, das von den „normalen" Steuerzahlern durch ständig steigende Belastungen zu finanzieren ist.

Darüber hinaus wird das Gespenst von der Verlagerung der Firmen ins Ausland an die Wand gemalt und damit erreicht, dar Wirtschaftsförderung Vorrang hat vor z. B. präventiver Sozialarbeit - obwohl nach den Erfahrungen der letzten Jahre niemand mehr glaubhaft begründen kann, dar mit einer solchen Politik Arbeitsplätze in nen­nenswerter Zahl geschaffen werden könnten oder gar weiterer Abbau von Arbeits­plätzen verhindert werden könnte.

Wie sollte das auch funktionieren in einem System, in dem das erklärte Ziel - die Explosion der Profite - nur erreicht werden kann durch Rationalisierung, also radikalen Abbau von Arbeitsplätzen.

So muß diese Art von Sparen zu einem Teufelskreis werden, weil zunächst immer bei denen gespart wird, die ohnehin nichts oder wenig haben und gleichzeitig große Teile des immer geringer werdenden Steuergeldes ausgegeben wird für so genannte wirtschaftsfördernde Maßnahmen, in deren Konsequenz zwar die Unternehmerpro­fite steigen, das Allgemeinwohl aber zunehmend zu kua kommt. Mit allergrößter Sorge blicken wir in die Zukunft, denn es gibt keinen Grund zu glauben, eine solche Entwicklung hätte keine erheblichen negativen Auswirkungen auch auf unser demokratisches System.

Die Erfahrungen der letzten Jahre haben gezeigt: sparen allein ist kein Ausweg und keine Lösung. Der Aufruf zum Sparen richtet sich immer nur an diejenigen, die oh­nehin schon wenig haben. Wer genug hat, fühlt sich (offensichtlich) nicht ange­sprochen. Wer zuviel hat, ist (offensichtlich) ohnehin nicht gemeint. Spitzenmanager, deren Kompetenz für Mitmenschlichkeit und demokratisches Ver­antwortungsbewußtsein irgendwo zwischen Dow Jones und Nikkei-Index hängen­geblieben ist, wälzen immer mehr der im Unternehmen anfallende Kosten auf den Staat und die Sozialkassen um; die vielen Steuerzahler zahlen den wachsenden Gewinn der Aktionäre.

Weil das auf Dauer nicht gut gehen kann, machen wir einen anderen Vorschlag. Fs ist nicht neu und hat sich in tausenden von Jahren immer wieder bewährt: TEILEN. Zum Beispiel: Arbeitsplätze teilen durch Arbeitszeitverkürzung, Steuern gerecht verteilen,...

Unsere Revue soll anregen zur Beteiligung an einer Suche nach neuen Lösungen jenseits von abgenutzen und unredlichen Sparappellen; nach Lösungen, in denen der Wertzuwachs einer Firma nicht der Weisheit letzter Schluß ist und in denen jenseits aller Hektik um Aktienkurse auch unser eigener Anteil einem notwendigen Umdenken zur Diskussion steht.

(Auszug aus dem Programmheft)
Bild rechts: Illustration aus dem Buch "Der wahre Jacob", herausgegeben von Udo Achten, Verlag J.H.W. Dietz Nachfolger, Bonn

Mitwirkende

Doris Alexy-Girardet · Ulrich Engelfried · Robert Göhring · Bernd Hahnfeld · Sabine Happ-Göhring · Hans-Erich Jürgens · Volker Lindemann · Marion Loets · Gerold Möller · Monika Rolf-Schoderer · Sabine Schmidt · Heiner Wegemer

Am Klavier: Berthold Herrmann · An verschiedenen Instrumenten: Rainer Naujoks · Souffleur: Dr. Peter Philippi / John Gelübcke / Hanne Wirth-Vonbrunn · Gesangsschulung: Prof. Holger Lampson · Maske: Barbara Möller

Texte: Elisabeth Scherf und Hamburger Richtertheater · Lieder (Texte und Musik): © Rainer Naujoks

Regie: Elisabeth Scherf

Bilder  Aufführungen